Sonntag, 22. Juni 2014

Urlaub in der Heimat



Nach langer Fahrt streckte sich Gerda. Das Dorf lag schön herausgeputzt vor ihr. Extra für die Touristen hatte es am Wettbewerb „Mein Dorf soll schöner werden“ teilgenommen.  Früher reichte die idyllische Lage am Waldrand in Seenähe schon aus, um die Feriengäste anzulocken. Doch heute konkurrierte es hoffnungslos gegen die Malediven und Seychellen.
Das alte reetgedeckte Fachwerkhaus mit den Geranien vor den Fenstern erinnerte Gerda an die Kate ihrer Großmutter.  Klein, alt und ziemlich verkommen. Aber blitzsauber und immer mit reichlichen Blumenschmuck. Der Garten war ein wahres Blütenmeer. So mancher Besucher blieb bewundernd vor dem üppigen Staudengarten stehen. Sämtliche Ferien hatte sie dort verbracht. Enttäuscht, weil es wieder nur aufs Dorf ging, statt nach Spanien oder Italien, wie bei ihren Freundinnen.
Gerda schloss ihr Auto ab und trat an das Bauernhaus heran. Sie lächelte. Ihre Ferien auf dem Land waren beim Toben in Scheunen, Klettern auf Bäumen und Baden im Bach mit den Nachbarkindern sicher spannender gewesen, als in einem Hochhaus mit überfülltem Strand. Das hatte sie inzwischen kennengelernt. Jetzt konnte sie das Dorfleben wieder richtig genießen.


©Annette Paul