Sonntag, 3. August 2014

Selbst Schuld




„Heike, ich habe Hermann und Norbert für heute Abend eingeladen, du kannst doch eine Kleinigkeit machen“, sagte Peter und umarmte seine Frau.
„Wo soll ich so schnell etwas herbekommen? Zeit zum Einkaufen habe ich nicht mehr“, meinte Heike verärgert.
„Das ist doch kein Staatsempfang. Du findest schon etwas im Gefrierschrank“, erklärte Peter zuversichtlich und verschwand.
Heike machte sich auf die Suche. Natürlich hatte sie nicht genug Aufschnitt, also musste sie kochen. Aber auch der Gefrierschrank sah ziemlich leer aus. Deshalb musste sie improvisieren. Chinesisches Essen, Reis hatte sie, die drei Schnitzel würde sie klein schneiden, hoffentlich reichte das Gemüse.
Hektisch arbeitete sie. Könnte Peter nicht wenigstens aufräumen? Die Kinder hatten mit Freunden gespielt, jetzt kämpften auf dem Teppich im Wohnzimmer Legokrieger, dazwischen lagen Autos und Spielsteine. Auf dem Tisch häuften sich Papierschnipsel, Stifte, Kleber und nasse Kunstwerke.
„Peter, Peter, hilf mir“, rief Heike.
Nichts. Sie lief ins Schlafzimmer. Peter lag im Bett.
„Räum bitte das Wohnzimmer auf, bevor dein Chef kommt“, sagte sie und hetzte zur Küche zurück. Geschirrspüler ausräumen, Tisch decken.
Das Wohnzimmer war immer noch unaufgeräumt. Das Wasser in der Dusche lief. Hastig klaubte Heike das Spielzeug zusammen. Brote streichen, Kinder ins Bett scheuchen, selbst duschen.
Heike stand nackt im Schlafzimmer als die Glocke ging. Sie hörte Peter charmant plaudern, er bot Sherry an, frohgemut und ausgeruht.


©Annette Paul