Sonntag, 11. Januar 2015

Ich trödle doch so gern



Mann, Mama, reg' dich doch nicht wieder so auf. Ich verstehe
gar nicht, warum du immer so ängstlich bist. Das Nachhausegehen von der Schule dauert halt so lange. Hinzu geht es. Neulich war der Kaugummiautomat nur so interessant, weil Eike Geld dabeihatte. Bis wir endlich alle Kaugummis hatten, hatte der Unterricht schon angefangen. Leider hat keiner das kleine Taschenmesser bekommen, obwohl wir es so gern gehabt hätten. Und Frau Bach hat uns tüchtig ausgeschimpft.
Der Heimweg ist aber viel länger. Da müssen wir erst Schnecken sammeln und dann die Enten mit ihren Küken füttern. Oder wir pflücken die Krokusse da hinten an der Ecke, da stehen immer so viele, da können wir ruhig ein paar mitnehmen.
Manchmal warten wir auch alle vor dem Laden bis Hannah Bonbons gekauft hat. Vorhin haben wir uns gemeinsam in den Schatten unter die Eiche gesetzt, da wo wir im Herbst Eicheln für den Wildpark gesammelt haben, und Hausaufgaben gemacht.
Ich dachte, du freust dich, dass ich schon alle Hausaufgaben erledigt habe. Aber dann bist du mit dem Auto gekommen und hast geschimpft. Und ich musste mit dir nach Hause fahren. Dabei ist laufen viel schöner und interessanter. Max ist immer am schnellsten zu Hause, aber er kennt den Weg auch viel besser als wir anderen. Er durfte nämlich zu Fuß in den Kindergarten gehen.
Mama, ich muss mir doch alles ansehen und die Welt kennenlernen, dafür brauche ich schon etwas Zeit. Manchmal spielen wir auch. Nachmittags haben wir keine Zeit dafür, da müssen wir zum Ballett oder Flöten, zum Fußball oder Judo. Aber auf dem Nachhauseweg sind wir alle so schön zusammen. Deshalb brauchst du keine Angst zu haben, wenn ich einmal nicht pünktlich bin.


©Annette Paul